Kirche-Hochaltar

Der Hochaltar

 

Die Rundbogennische im Chorraum ist völlig vom Hochaltar ausgefüllt. Dieser ist eine Schöpfung des 18. Jahrhunderts, der Künstler unbekannt, bemerkenswert die harmonische Farbgebung in Braun, Rot und Gold. Zum Altar gehören drei Elemente: der Altartisch aus marmorähnlichem Mannersdorfer Stein. 1935 erneuert; der Tabernakel wird von zwei geflügelten, knieenden, anbetenden Engeln flankiert; darüber eine Scheibe in einem Strahlenkranz mit auf Wolken schwebenden Engelsköpfen, auf Ihr Ist in hebräischen Buchstaben das Wort JAHWE (Gott) geschrieben. Die mächtige Säulenarchitektur dahinter steht auf einem hohen Sockel, wobei die korinthischen Kapitelle von einem geschwungenen
 
Gebälk gedeckt werden. Dies ergibt einen würdigen Rahmen für das Gnadenbild, das von zwei schwebenden Engeln getragen scheint. Ein reichverzierter, silberner Rokokorahmen, der von Maria Theresia gestiftet worden sein soll, setzt es in den optischen Mittelpunkt.


Das Gnadenbild

Gnadenbild Maria lactans

soll eine Nachbildung der Madonna lactans sein, ähnlich dem im Kloster der Heiligen Rosa von Lima. In der byzantinischen Kunst hatten sich bestimmte Madonnentypen entwickelt, die vor allem in der Ikonenmalerei weiterlebten, doch auch in der westeuropäischen Kunst Eingang fanden. Dazu gehört die „Galaktotrophusa" (griech. Milchspenderin). Dieses Motiv findet sich bereits in der ägyptischen Darstellung der Göttin Isis mit dem Horusknaben; die frühesten Beispiele der nährenden Muttergottes sind auf Ägypten beschränkt.

Zahlreiche volkstümliche Abbildungen sollen vom Bild in Lima angefertigt worden sein, eine davon befindet sich wohl in der Jesuitenkirche in Wien, eine andere in Wischegrad bei Prag.

Fachleute bezeichnen folgende Merkmale als ikonographische und typolo-gische Äguivalente:
Typisierung der Gesichtszüge, Reduktion auf Linie, Verwendung des Rot-Blau- Akkordes in der Farbgebung. Einzigartig ist aber hier die Bekleidung des Jesuskindes: es ist nicht in freier Weise bekleidet, sondern gefascht und gewickelt.

„Maria Purkerstorff" — und die Legende

1709 hatte die Besitzerin der Stigl-Mühle (heute Tullnerbachstraße 4-6 bzw. Fürstenberggasse 3 bzw. Schöffelgasse 16) Helena Wöhrl (Wehrl) dieses in seiner Motivation kostbar-seltene Bild (Nachbildung, übernom¬men aus Peru, Jesuiten-Mission) erworben. Es könnte sich dabei um eine stellvertretend abgestattete Dankesschuld gehandelt haben (1683 Türkensturm!). Darüber dürfte die Legendenbildung einigermaßen den Tatsachen entsprechen. Völlig aus der Luft gegriffen dazu ist die Mär vom angeschwemmten Madonnenbild, das auch einmal Blut geschwitzt haben soll. (Schwemm-Legenden waren im Mittelalter und damals wie¬der vielfach im Umlauf).


Der Pest fiel 1713 mit einem Großteil der ortsansässigen Bevölkerung auch das Müllerehepaar Wöhrl zum Opfer, nicht aber die Tochter, die 20-jährige Anna Maria Grueber aus der ersten Ehe der Müllerin. Diese Tochter betete täglich vor dem auf einem „Taferlbaum" (vermutlich im Bereich der heutigen Kastanien-Allee) befestigten Gnadenbild und schrieb ihr Überleben ihrer frommen Andachtsübung zu. Sie sah immer mehr und mehr Mitbeter - bis schließlich eine Wallfahrtsbewegung daraus wurde, ab 1727 mit dem Gnadenbild in der Pfarrkirche. Eine Kopie (aus 1917) befindet sich in der Deutschwald-Marienkapelle in der Schöffelgasse, nahe der seinerzeitigen Stigl-Mühle. seit 1977, dem 250ten Jubiläumsjahr zu 1727.
 
Das (eigentliche) Gnadenbild erhielt den Titel ..Trösterin der Betrübten". Trotz des anfänglichen Widerstands des damals für unseren Raum zuständigen passauischen Konsistoriums entwickelte sich bald eine außerordentliche selbständige Kultdynamik. Auch Maria Theresia besuchte das Gnadenbild gern und oft. Ihr gleich wallfahrteten vor allem viele Wiener hierher, die Wiener Nadlerzunft auch nach dem Wallfahrtsverbot Kaiser Josefs II. (1782), bis 1938 und vereinzelt darüber hinaus.

Jakobus der Ältere

Sakrale Symbiose von Hochalter und Gnadenbild: Muttergottes und erster Apostelmärtyrer
 

Bekrönt wird der Hochaltarbereich von einem mit reichem figuralen Schmuck ausgestatteten Aufsatz, der bis ins Gewölbe reicht. Hier befindet sich In einer lichtdurchfluteten Öffnung eine bewegte Skulptur des

Hl. Jakobus, der von einer Schar jubelnder Engel umgeben ist.

Jakobus der Ältere, Sohn des Zebedäus und der Maria Salome, war einer der zwölf Apostel, Bruder des Apostels Johannes. Er war Leiter der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem und wurde unter Herodes Agrippa I. hingerichtet (spätestens 44 n.Chr.). Nach der Legende wurden seine Gebeine nach Spanien überführt, das Grab angeblich um 820 aufgefunden. Der Heilige wurde anfangs mit Buch, Rolle oder dem Schwert seiner Enthauptung dargestellt, aber vom 14. Jahrhundert an als Schutzpatron der Pilger und Wallfahrer stets in der Tracht eines Pilgers, mit kurzem Mantel und Hut, in Schuhen sowie mit Pilgermuschel, Stab, umgehängter Tasche und Flasche und eine solche Darstellung findet man hier in Purkersdorf.